Presseartikel Gießener Anzeiger vom 13.04.2025, 10:00 Uhr
Von: Ernst-Walter Weißenborn
Der Saisongarten in Heuchelheim im zweiten Jahr mit Panoramablick auf den Gleiberg, was will man mehr. Auf der hellen Bodenfläche im Hintergrund werden demnächst Kartoffeln und Gemüse angebaut. Foto: Weißenborn © Weißenborn
20 Hobby-Gemüsebauer wollen eine Parzelle pachten. Ob dort Handkäs’, das Lieblingsgemüse des Bürgermeisters, wachsen wird, ist eher ausgeschlossen.
Heuchelheim . Albert Leidinger will mitmachen und mittlerweile haben sich schon weitere 19 Gartenfreunde angeschlossen. Er schaute als Interessent am Freitag bei den Vorbereitungsarbeiten in der Gemeinde Heuchelheim zu. Und erfuhr nebenher, dass ein Heuchelheimer auch den Handkäs’ zum Gemüse zählt.
Am 10. Mai wird im Kinzenbacher Saisongarten der Kommune unter Aufsicht und Mithilfe eines Lollarer Landwirtes gepflanzt, was die Erde aufnehmen kann. Zunächst hatten sich im Vorjahr nur fünf private Gemüsefans auf den zwei Fußballfelder großen Grundstücken in Verlängerung des Friedhofsweges im Feld eingefunden. Doch gut Ding will Weile haben. Selbst einer der Erstnutzer aus dem Vorjahr, Klaus Pradella, war erstaunt, dass sich die Anzahl der Saisonpächter dieses Mal vervierfacht hat. Die hohe Anzahl verkündete der neue Bauamtsmitarbeiter, Bauingenieur Farzan Nikkhah.
Zehn Parzellen noch buchbar
Derzeit können noch zehn Parzellen-«Handtücher« von drei mal zehn Meter im Rathaus geordert werden. Bei Bedarf ist eine Erweiterung im Folgejahr möglich. Mit 160 Euro ist der Gartenfreund für eine Saison dabei. Weitere Bewerbungen werden unter der E-Mail-Adresse saisongarten@heuchelheim.de bis zum 22. April entgegengenommen.
Der Landkreis bietet in einer Vermittlerrolle ebenfalls solch einen Service an. Bisher machen Landwirte in Großen-Buseck und Grünberg-Lumda mit. Auch hier sind mehr Parzellen als noch in den Vorjahren gefragt, erklärt die Pressereferentin des Landkreises, Meike Faust, vorab, wobei Details demnächst bekannt gegeben werden sollen. Der kleinteilige gemeinschaftliche Gemüseanbau liegt im Trend, wird deutlich.
In Heuchelheim werden schon jetzt Grassamen in die Erde gebracht, und dazu sind erste Apfel-, Kirsch-und Zwetschgenbäumchen gepflanzt, die zu einem späteren Zeitpunkt das Repertoire an frischen Lebensmitteln bereichern werden.
Das Dach eines Geräteschuppens fehlt noch und später sorgen zwei Bänke dafür, dass die Freizeitanbauer nach getaner Arbeit beim Plausch gemütlich Tipps austauschen können. Bauhofmitarbeiter um Leiter Sönke Burk waren am Freitagmorgen geschäftig mit einem Traktor auf dem Areal unterwegs.
Heuchelheims Bürgermeister Lars Burkhard Steinz freut sich, dass das Angebot im zweiten Jahr so gut angenommen wird. Das Gelände gehört der Kommune. Die einstigen Kleingartenpächter an dieser Stelle waren für das Projekt gekündigt worden. In der ersten Saison war der Ernährungsrat in Gießen mit im Boot, der jetzt weiterhin beratende Funktion übernimmt. Alle Parzellen werden zu Zweidritteln mit Kartoffeln und festgelegten Gemüsesorten bestückt. Auf dem letzten Drittel dürfen die Pächter ihre eigene Erfahrungen sammeln. Mitnutzer Pradella weiß: »Letztes Jahr hat einer experimentiert. Auf einer mit Unkraut überwucherten Fläche und im Vergleich auf einer herausgeputzten gepflanzt. Dabei kam heraus, dass ohne Unkräuter alles besser wächst.« Mancher hat Kürbisse angebaut, andere Zucchini. Doch vorwiegend kam Einheimisches nach dem Ernten auf den Tisch: Frühlingszwiebeln, Lauch, Kohlrabi, Salat, Fenchel, Rote Beete, »eigentlich alles quer aus dem Gemüsegarten«.
Pflege ist aufwendig
Pradella hat jedoch erlebt, dass mancher abgesprungen ist, einerseits, weil die Pflege doch aufwendiger war als gedacht, und andererseits die Mengen an Gemüse gar nicht untergebracht werden konnten. Jung und Alt seien dennoch begeistert bei der Arbeit gewesen, von der alleinerziehenden Mutter mit Kindern bis hin zu Familien und Senioren. Der Heuchelheimer freut sich auf den 10. Mai, wenn alle Mitstreiter versammelt sind, und Bauer Schnepp aus Lollar die Kartoffeln zum Saisonbeginn setzt. Bis dahin soll auch eine neue Wasserleitung verlegt sein, weil die alte hin zum Areal verlaufende marode war, sagt Bürgermeister Steinz.
Gartenfreund Pradella ist jedenfalls zufrieden und wird weitermachen. Kürzlich hat er nach dem Winter überraschend noch verzehrbaren Lauch auf seiner Parzelle gefunden. »Jeden zweiten Tag ist man in der Saison da.« Im vergangenen Sommer hatte es viel geregnet, sodass weitere Bewässerung kaum notwendig war. Von Mai bis Ende Oktober/Anfang November dauere die Saison, die mit Nacharbeitenende. »Der Boden ist hier nicht ganz so ideal, er ist hier schwer und lehmig.« Doch das hält ihn nicht davon ab wieder leckeres Gemüse anzubauen. Im vergangenen Jahr fehlte noch der Zaun rund um das Gelände vor dem Panorama des Gleibergs. Und daher wird die Frage gestellt, ob Teile der Früchte des Bodens Langfingern zum Opfer fielen: »Nein, damit haben wir gar keine Probleme gehabt.«
Besondere Gemüsesorte
Und dann kommt noch die Frage nach dem Lieblingsgemüse auf, wobei Bürgermeister Steinz trocken meint: »Handkäs´«. Da wäre eher ein Besuch auf Hüttenberger »Feldern« fällig. Auf Rote Bete schwört Pradella und Saisongarten-Newcomer Albert Leidinger liebt Spitzkohl und Lauch. Zahlreiche Spaziergänger werden demnächst über den Zaun schauen, wenn alles prächtig grünt. Schon jetzt macht hier ein Hinweisschild mit zahlreichen Gemüsesorten Geschmack auf mehr.
Vorbereitungen für den Saisonbeginn im Mai werden getroffen.
Foto: Weißenborn © Weißenborn